Digitalisierung im Gesundheitswesen – wichtig!

April 2019

… aber nutzt das Wissen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und denkt daran, sie mitzunehmen!

 

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen ist aus meiner Sicht sehr wichtig. Diese wird – bei regelgerechter Einführung – dauerhaft dazu beitragen, dass es zu Erleichterungen und zu Verbesserungen insbesondere im stationären Sektor kommt. Hoffentlich führt es im besten Fall dazu, dass es den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Entlastung bei Routinetätigkeiten bringt und sie damit mehr Zeit für Ihre Kernkompetenz haben,  nämlich die Patientenversorgung. Dies hört sich selbstverständlich an, wird aber manchmal vergessen.

Also: Treiben wir die Digitalisierung nach vorne und alles wird gut!? Nein, es gibt einige Dinge, die zwingend zu beachten sind, wenn die Kliniken gute Ergebnisse wollen.

Digitalisierung ist in aller Munde. Aber versteht jeder dasselbe unter dem Begriff? Für den einen ist es die digitale Patientenakte, für andere ist es die elektronische Anforderung von Leistungen und deren anschließende automatisierte Befunderfassung im System und wieder für andere ist es das komplett papierlose Krankenhaus. Oft divergiert gerade das Verständnis des Managements und der Menschen, die täglich mit den neuen Systemen arbeiten müssen. Der eine will möglichst viele nachvollziehbare Fakten für die Unternehmensführung, der andere will eine anwenderfreundliche und somit zeitsparende Oberfläche. Der eine möchte erreichen, dass es vielleicht mittel- bis langfristig zu Einsparungen kommt, der andere will möglichst mehr Zeit für die Patientenversorgung. Beides ist für den Fortbestand eines Unternehmens sehr wichtig, aber völlig verschiedene Sichtweisen.

Das Management wird zum Entscheidungsträger, wenn es darum geht, welches System in einem Krankenhaus zukünftig eingesetzt wird. Die Menschen, die am Patienten arbeiten, müssen jedoch primär damit arbeiten und zwar täglich. Für die Planung und Einführung müssen wir zwingend beide Sichtweisen berücksichtigen.

Denn Auswertungsmöglichkeiten und Auswertungsvielfalt haben nicht unbedingt etwas mit Anwenderfreundlichkeit zu tun! Und technische Möglichkeiten eines Systems bringen den Anwendern zunächst keinen Vorteil. Hinzu kommen die Angst einiger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor der Technik als solches, denn nicht jeder Arzt und nicht jede Pflegekraft ist EDV-affin. Manche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehen in der Digitalisierung eher eine Bedrohung und Entmenschlichung der eher persönlichen Beziehung zum Patienten. Hinzu kommt häufig eine falsche Aufwandfsplanungbei der Einführung des ausgewählten Systems. Wenn man bedenkt, dass die Ärzte und Pflegenden sich schon heute darüber beklagen, dass sie zu wenig Zeit für den Prozess der Patientenversorgung haben, muss man ehrlicherweise deutlich machen, dass die Digitalisierung zunächst mehr Zeit erfordern wird.

Hierfür sollte das Management ausreichend personelle Kapazitäten und zeitliche Ressourcen zum Erlernen, Austauschen und Verfestigen der neuen Anwendungen zur Verfügung stellen und einen machbaren Zeitplan aufstellen. Insbesondere die ärztliche und pflegerische Kernkompetenz muss aus meiner Sicht zwingend während der Einführung der Digitalisierung in den laufenden Prozess begleitend und steuernd eingesetzt werden. Dies führt zu einer erhöhten Akzeptanz und hoffentlich auch zu pragmatischen und praktikablen Lösungen. Theoretisch funktionierende Lösungen, die in der Praxis aber keine Anwendung finden, gibt es im Krankenhausbereich schon genug. Das Management und die Anwender sollten ihre Ziele und die enormen Chancen (aber auch die Fallstricke) gegenseitig transparent machen und gemeinsam Lösungen erarbeiten, die dann in Summe zu einem guten Ergebnis führen!

Lassen Sie sich nicht die Chance entgehen, die hohe Kompetenz Ihrer Mitarbeiter für diese chancenreiche Veränderung zu nutzen. Ihre Unterstützung trägt maßgeblich dazu bei, aus den zur Verfügung gestellten Ressourcen einen spürbaren Mehrwert zu gewinnen.

Am sinnvollsten aus meiner Sicht:

  • VOR der Einführung alle Protagonisten an einen Tisch holen.
  • Begrifflichkeiten definieren, damit alle vom gleichen sprechen.
  • Auf Augenhöhe Erwartungen und Wünsche sammeln, bezüglich ihrer Machbarkeit bewerten und priorisieren.
  • Verschiedene Umsetzungsmöglichkeiten bewerten
  • Eine realistische Zeit- und Personalplanung für die Einführung vornehmen. Ängste und Befürchtungen ernst nehmen, einen Plan B entwickeln und ganz wichtig,
  • ANFANGEN!
  • Erst kommt der Plan, dann die Umsetzung.

Das spart Geld, Zeit, Aufwand und Frustrationen! Somit sind alle Wünsche erfüllt und die Befürchtungen besprochen.Die Digitalisierung bekommt den Stellenwert, den sie im Unternehmen einnehmen sollte. Nicht mehr, aber auch nicht weniger!